WandZeitung Kloster Wedinghausen



Kloster Wedinghausen, Arnsberg

WandZeitungen für Kirchenportal und Bauzaun

Aufgabe: Verschiedene Texte und Formate zu den aktuellen Baumaßnahmen

Auftraggeber: Propsteipfarrgemeinde St. Laurentius, Arnsberg

Gestaltung: Agentur Klein und Neumann KommunikationsDesign, Iserlohn

Textauszug: 

 

Faszinierend, mystisch, visionär

Im alten Gemäuer von Kloster Wedinghausen knistert es mächtig. Zurzeit wird sein Ostflügel umgebaut, weil hier Ende 2018 Brüder und Schwestern der katholischen Shalom-Gemeinschaft einziehen sollen. Und damit wieder geistliches Leben – nach mehr als 200 Jahren. Wenn dieser zu den ältesten Abschnitten der Anlage zählende Ostflügel dann auch die verschiedenen Sanierungsarbeiten der vergangenen Jahre zum Abschluss bringt, erhält er seine ursprüngliche Bestimmung zurück und wird zur Wirkungsstätte des Glaubens für die brasilianische Shalom-Gemeinschaft. 

Das Kloster Wedinghausen – einst bedeutsam für die Kultur- und Geistesgeschichte Europas – wird damit zu einem neuen Zentrum, an dem nicht nur Mittelalter und 21. Jahrhundert aufeinandertreffen. Sondern auch (junge) Menschen auf den Glauben, um ihm wie sich selbst auf neue Weise zu begegnen. 

 

Im Kloster Wedinghausen verschmelzen mittelalterliche und moderne Baustile zu einem vielschichtigen Ganzen. Nach wie vor sind die Ursprünge der umfangreichen Klosteranlage erkennbar, deren Grundstein Graf Heinrich I. im Jahr 1170 mit dem romanischen Kirchenbau für die Prämonstratenserchorherren legte. Neben diesen Elementen aus der Romanik sind wie in einer faszinierenden Zeitreise durch die Stilgeschichte weitere sieben Epochen wie Gotik, Barock und Neoklassizismus vertreten, in denen neue Gebäude hinzukamen oder erweitert und umgebaut wurden. Entsprechend spannungsreich präsentiert sich die Anlage heute, die noch während der laufenden Bauphase zahlreiche Entdeckungen, z. B. eine mittelalterliche Heizungsanlage und die Reste eines längst vergessenen Kellers, bietet und auch so manches Rätsel aufgibt.

 

Ein Ort, der Geschichte atmet

Über Jahrhunderte schrieb das Kloster Wedinghausen europäische Kultur- und Geistesgeschichte. An dem wichtigen Knotenpunkt im Netzwerk der Prämonstratensermönche entstanden bedeutende mittelalterliche Handschriften, die heute zum Teil in der die Klosterbibliothek ausgestellt und aufbewahrt werden. 1794 kam der Kölner Domschatz mit seinem weltberühmten Schrein und den Gebeinen der Heiligen Drei Könige in der Klosteranlage unter, um hier vor Napoleons Häschern geschützt zu werden. Mit der Säkularisierung fand das Klosterleben in Arnsberg dann 1803 ein Ende, und das schon im Mittelalter und der frühen Neuzeit als Pfarr- und Klosterkirche der Stadt genutzte Gotteshaus ist seitdem die Propsteikirche St. Laurentius. 

 

Ein Ort, der den Glauben lebendig macht

Bis heute wird das ehemalige Klostergelände täglich von vielen hundert Schülerinnen und Schülern auf ihrem Weg in das 1643 als Klosterschule gegründete Gymnasium Laurentianum besucht – und von noch mehr gestreift, die in die umliegenden Schulen gehen. Vor allem sie sollen sich von der neuen Begegnungsstätte angesprochen fühlen, die die charismatische Shalom-Gemeinschaft in Form eines Cafés ins Leben ruft. Doch selbstverständlich wird es jedem offen stehen – ob für Kaffee und Kuchen, Begegnung und Austausch oder alles zusammen. 

Erneut berühren sich dann Historie und Gegenwart, wenn Kloster Wedinghausen zu dem Begegnungszentrum wird, das es immer schon war.  

 

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Wenn der Funke überspringt 

Alles stimmte an diesem denkwürdigen Tag und Fest der Grundsteinlegung am 16. September 2017: Die Menschen waren zahlreich erschienen, die Sonne strahlte verschwenderisch und der Klosterinnenhof samt Baustelle war sorgfältig aufgeräumt und liebevoll hergerichtet. Wenn da mal nicht der Segen von ganz oben mit im Spiel war. Schließlich wird dieser Tag, wie Regierungspräsident Hans-Jochen Vogel in seinem Grußwort hervorhob, nicht nur in die Geschichte der Stadt Arnsberg und der Baukultur eingehen, sondern vor allem in die der Kirche und des Glaubens. Denn in den Ostflügel wird nach Abschluss der Bauarbeiten – und nach der Aufhebung im Zuge der Säkularisierung vor über 200 Jahren – wieder geistiges Leben einziehen und Kloster Wedinghausen zu seiner ursprünglichen Bestimmung zurückfinden.

„Glück und Segen kehre ein in dieses Gebäude. Sie leben hoch, sie leben hoch, sie leben hoch!“ Mit diesen Worten endete der Richtspruch des Zimmermeisters Franz-Josef Huckenbeck, der im Beisein des Generalvikars vom Erzbistum Paderborn, Alfons Hardt, und des Propstes und Dechants der Propsteipfarrgemeinde St. Laurentius, Hubertus Böttcher, den Grundstein legte. Und während Franz-Josef Huckenbeck zu diesem Toast traditionsgemäß ein Glas Wein in einem Zug leerte, tauchte der Generalvikar sein Aspergill bereits zum abschließenden Gebet ins Weihwasser. Und zwar so tief, dass er die Leute in den ersten Reihen nicht nur symbolisch segnete. Das passte gut zu der Ansprache von Hubertus Böttcher zuvor im Wortgottesdienst der Kirche, als er sich wünschte und auch darauf vertraue, „dass die Saat des Evangeliums für die Menschen aufgehen und blühen werde. Der Ort solle auch weiterhin ein Ort des Segens sein.“  

 

Leicht wie der Samba Brasiliens, stabil wie die sauerländische Eiche 

Dass auch für diesen Segen der Grundstein gelegt wurde, darin sind sich am Ende dieses feierlichen Tages alle einig. Denn es war ein harmonisches, menschliches und sympathisches Miteinander. Und es war deutlich zu spüren, dass die Worte und Taten ernst gemeint waren und von Herzen kamen. Der Aufbruch also, den die hier einziehende Shalom-Gemeinschaft mit ihren jungen Missionarinnen und Missionaren so verheißungsvoll verkörpert, hat längst begonnen. Und der Funke ist schon weit vor der Grundsteinlegung – zumindest auf alle an den Restaurierungsarbeiten Beteiligten – übergesprungen. Denn von Anfang an arbeiten die Teams der Architekten, Handwerker, Kirche und Denkmalschützer Hand in Hand zusammen, und zwar so gut, dass Frau Dr. Bettina Heine-Hippler von der LWL-Denkmalpflege diese Baumaßnahme als eine ganz besondere bezeichnete. „Hier ist ein Team von Menschen entstanden, eine Gemeinschaft, die von Kooperation und Dialog geprägt ist“, sagte sie. Und weiter: „Wir stehen in einer langen Reihe von Menschen, die hier gelebt und geglaubt haben. Hier entsteht ein Haus, das auf Fels gebaut ist.“

Das bedeutet, es hält aus, dass hier fast 1.000 Jahre Tradition und 21. Jahrhundert zusammenwachsen. Und mehr noch, auch „der Samba Brasiliens und die knorrige Eiche des Sauerländers“, wie Propst Böttcher so nett formulierte. Wie das dann mal konkret aussehen wird, wenn der Umbau abgeschlossen und die jungen Geistlichen eingezogen sind, darauf sind wir alle neugierig. Einen Vorgeschmack davon haben wir – auch an diesem Tag durch ihren lebendigen Gesang, ihre respektvollen Worte und ihr freundliches Wesen – längst bekommen. Und zwar einen richtig guten!